Jedes Mal, wenn wir auf Sao Miguel sind, genießen wir die heissen Thermalquellen. Egal, ob nach einer langen Wanderung, nach einem anstrengendem Arbeitstag oder „einfach so – diese Quellen sind absoluter Balsam für Körper und Seele. Absolute Go-To’s sind natürlich das wunderschöne Thermalbecken Terra Nostra im herrlichen Terra Nostra Park (leider inzwischen sehr überlaufen/gut besucht), die malerischen Caldeira Velha (Besuch inzwischen nach Terminvereinbarung) und die ebenso beliebte und gut frequentierte Poça da Dona Beija.
Poça da Dona Beija
Wir haben noch eine weitere Thermalquelle gefunden. Diese ist weitaus kleiner, weniger spektakulär und viel günstiger. Aber absolut ausreichend – vor allem wenn man (fast) täglich hingeht, um sich von den „anstrengenden“ Aktivitäten des Tages zu erholen.
Nachdem wir uns gestern von den letzten zwei Wochen (und dem schalen Nachgeschmack) bei einer ausgiebigen Wanderung und einer anschließenden Runde in den heissen Quellen wieder regeneriert haben, müssen wir heute gezwungenermaßen Ruhe geben: denn es regnet in Strömen. Schade. Aber zum Glück wird uns nie langweilig – so hat Herr R. z.B. einen riesigen Spaß dabei, den Bollerofen (einzige Wärmequelle im Hause) zum Glühen zu bringen 🙂
Ist das so? Sind Gäste wie Fisch, die nach drei Tagen zu stinken anfangen? Ich finde den Spruch ein bisschen krass, denn natürlich hängt das alles von den beteiligten Personen und von der persönlichen Befindlichkeit ab. Es hängt davon ab ob, man eine Einzelgängerin oder eher gerne in Gesellschaft ist, wie sehr sich der Besuch breit macht, wie hilfsbereit der Besuch ist und so weiter und so weiter … Wir sind auf jeden Fall heute wieder eine Erfahrung reicher, nachdem der Besuch am Tag der Abreise (nach 2 Wochen) eine ziemlich eindeutig passiv-aggressive Bemerkung in meine Richtung abschoss. Okay – tut mir ja sehr leid, wenn ich mit dem, was ich in den letzten zwei Wochen mal gesagt habe, ihre Befindlichkeit getroffen habe. Aber im Grunde fragt man unter Freunden bei sowas ja unmittelbar und direkt nach und/oder deutet darauf hin, dass einen diese oder jene Bemerkung getroffen hat. Nobody is perfect, I am always happy to discuss things and I am also very happy to agree to disagree. Meine direkte Frage daraufhin war: „Wieso hast du mir das nicht sofort gesagt, nachdem es dich gestört hat? Wieso trägst du das die ganze Zeit mit dir rum? Es war nicht meine Absicht, dich zu verärgern oder zu verletzen!Das mir jetzt in letzter Minute hinzuknallen ist etwas schwierig!“ Zudem dachte ich dass man (unter Freunden sowieso) doch über alles reden kann, oder nicht …? [Die Frau redet sonst sehr viel. Wieso dann nicht, wenn sie was stört??] Leider erhielt ich daraufhin keine wirkliche Antwort mehr. Wer mich kennt, der weiss, dass ich über sowas lange nachdenke, der Sache auf den Grund gehen will und dann auch gerne die Konfrontation suche. Die anderen Fragen, die mir danach durch den Kopf gingen und die ich aus Höflichkeit (und abebbendem Interesse, da es ja eh der Tag ihrer Abreise war) nicht mehr gestellt habe, waren u.a.: „Wenn dich meine Person und/oder meine Äusserungen so sehr stören und du nicht den Arsch in der Hose hast, dies auszusprechen, wieso bleibst du dann insgesamt zwei Wochen bei uns wohnen und reist nicht früher ab?„ Die Antwort darauf werden wir wohl nie erfahren. Dennoch empfinden wir einen solchen Satz in letzter Minute zum Abschied, wie eine Taube, die einem im Vorbeifliegen auf die Schulter kackt. Das ist einfach dreckig und unangenehm! (frei nach Virginie Despentes) Na ja – Learned Lessons: 1. Wieder mal 24/7 den Misanthropenhelm aufsetzen. 2. So schnell (und vor allem so lange) lassen wir uns und unsere Gastfreundschaft nicht mehr ausnutzen (und dann im Nachhinein ankacken!).
Am Flughafen in Ponta Delgada sehen wir am Gepäckband dieses Schild und stellen uns erstmal die Frage: Welche Pilger?
It’s all about awareness: Dieses Schild macht am Flughafen in Ponta Delgada auf die Romeiros aufmerksam
Diese Frage wird uns aber schnell beantwortet: Im März und April sind während der Fastenzeit verschiedene Pilgergruppen, die sog. „Romeiros“ auf der Insel unterwegs. Die Romeiros sind kleine Gruppen (traditionell ausschließlich aus Männern bestehend) aus verschiedenen katholischen Gemeinden der Insel. Während der Fastenzeit ziehen diese Gruppen betend, singend und meditierend durch möglichst viele Gemeinden der Insel. Die Ziele der Wallfahrt sind im Wesentlichen: Buße für die eigenen Sünden und die der anderen zu tun; den Herrn zu loben und ihm für die empfangenen Gnaden zu danken sowie Gottes Frieden und Segen für die Menschheit, die Kirche, die Diözese und die Familien zu erflehen. Dieses Jahr rechnet man mit insgesamt ca. 2.500 Pilgern – und dieses Mal haben wir sogar eine Frauengruppe über die Insel ziehen sehen.
Es gibt einen richtigen Pilger-Fahrplan (der auch in Zeitungen und um Internet veröffentlicht wird). Jede Gruppe muss sich in einer der Wochen der Fastenzeit auf den Weg machen – wobei die ersten Gruppen am Wochenende nach Aschermittwoch aufbrechen müssen und die letzten zu Beginn der Osterzeit, also am Gründonnerstag, wieder in ihrer Gemeinde ankommen müssen. Die Strecke wird in der Regel im Uhrzeigersinn zurückgelegt, d. h. das Meer liegt immer auf der linken Seite. Der Abmarsch sollte immer vor Sonnenaufgang erfolgen, die Ankunft am Übernachtungsort kurz nach Sonnenuntergang.
Auszug der ersten Woche des „Pilger-Fahrplans“ der Romeiros
Die Pilger sind leicht zu erkennen – sie ziehen in traditioneller Kleidung (Schal, Tuch, Tasche für Lebensmittel, Stab und Rosenkranz) durch die Ortschaften. In lokalen Käseblättern findet man Anzeigen eines Kaufhauses in Ponta Delgada, das Pilger-Gear verkauft: Wärmebehälter für Speisen, Thermosflaschen, Taschenlampen, handgearbeitete Gebetsketten, kleine und große Romeiros-Säckchen, Socken, Schals/Ponchos, Wanderstäbe sowie Wanderschuhe. Zudem tragen die Pilger während der Fastenzeit ein kleines blaues Band an ihren Ponchos, das von Papst Franziskus gesegnet wurde.
Auch an unserem Fenster ziehen sie vorbei:
Also, während der Fastenzeit muss man hier im Straßenverkehr besonders aufpassen: denn viele Strecken der Pilger führen an kurvigen und unübersichtlichen Landstraßen entlang. Und darauf wird man bereits bei der Ankunft in Ponta Delgada aufmerksam gemacht 😉
Ein kurzer Monat, aber dennoch ziemlich viel gesehen:
Serien: – Bonn – alte Freunde, neue Feinde (ARD) 👍🏻 Die sechsteilige Miniserie ist ein auf historischen Fakten beruhendes Spionage- und Familiendrama. 1954 gerät die 20-jährige Fremdsprachenexpertin Toni zwischen die Fronten der beiden rivalisierenden deutschen Geheimdienstorganisationen. Ihre Loyalität wird auf die Probe gestellt, als sie auf die dunklen Geheimnisse ihrer eigenen Familie stößt sowie auf das kriegsbedingte Trauma des Mannes, den sie liebt. Diese Serie ist ein eindrückliches Portrait der selten thematisierten gesehene Epoche zwischen Naziregime und Kaltem Krieg und einer zutiefst zerrissenen und traumatisierten Nation. Fazit: Etwas langatmig, aber durchaus sehenswert.
– Madoff: The Monster of Wall Street (Netflix) 👍🏻 Gut erzählte Dokuserie über den größten Finanzbetrug der US-amerikanischen Geschichte. Fazit: Absolut sehenswert!
– The Tourist (ZDF, HBO Max) 🆗 Thrillerserie um einen zunächst namenlosen Mann (Jamie Dornan), der sich nach einem Autounfall im Outback an nichts mehr erinnern kann – auch nicht, weshalb er von einem Killer verfolgt wird. Mithilfe der Polizistin Helen versucht er die Geheimnisse seiner Identität entschlüsseln. Fazit: Etwas vorhersehbar, dennoch unterhaltsam.
– Slow Horses, Season 2 (Apple TV+)👍🏻 In „Slow Horses“ leitet der herrlich verlotterte und brilliante Jackson Lamb (Gary Oldman) in London das „Slough House“, eine Unterabteilung (Abstellgleis?) des Geheimdienstes MI 5, in die wenig brauchbare oder nutzlose Agenten strafversetzt werden – die dann spöttisch als „Slow Horses“ bezeichnet werden. Dennoch darf man diese Crew von „Versagern“ absolut nicht unterschätzen. Fazit: Wunderbare Spionageserie mit einer hochkarätigen Besetzung
– Cunk on Earth (Netflix) 😂🫣 👍🏻 Britische Mockumentary, die uns mal wieder beweist, wie dämlich wir eigentlich sind. Die fiktive Journalistin Philomena Cunk (Diane Morgan) versucht, das Geheimnis der menschlichen Zivilisation zu lüften und die größten Errungenschaften der Menschheit zu entdecken. Sie trifft sich mit (echten) Wissenschaftlerinnen und Historikerinnen, die ihr bei dieser Aufgabe helfen. Mit der Allgemeinbildung eines Kleinkindes erklärt sie uns die Entstehung der Welt, die Geheimnisse der Raumfahrt sowie den Unterschied zwischen den Beatles und den Rolling Stones. Fazit: herrlich britischer Humor. Unbedingt im Original anschauen.
– Shrinking (Apple TV+) 👍🏻 In dieser überspitzten Dramedy-Serie geht es um den um seine verstorbene Ehefrau trauernden Psychotherapueten Jimmy, der mit etwas unkonventionellen Methoden seine Trauer bewältigen und sein Leben wieder in den Griff kriegen will. Die Serie ist eine klassische Screwball-Komödie: es wird viel geredet und weitgehend haben die pointenreiche Dialoge mehr Gewicht als eine komplexe Charakterzeichnung. Fazit: Sehr unterhaltsam. Unbedingt im Original anschauen.
Filme: – Aloners (2021) 👍🏻 In Hong Sung-euns subtilem Spielfilmdebüt überdenkt eine einsame Frau ihre isolierte Existenz, nachdem ihr Nachbar allein in seiner Wohnung gestorben ist. Ein langsamer Film, der uns sehr feinfühlig den Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein nahebringt.
– Das Vorspiel (The Audition, 2019) 👍🏻 Hier geht es um eine Geigenlehrerin Anna (Nina Hoss), die privat und beruflich extrem unter Druck steht, als sie mit einem neuen Schüler zu arbeiten beginnt. Anna entfernt sich immer mehr von ihrem Ehemann, ihrem eigenen Sohn und sogar von ihrem Liebhaber. Als eine wichtige Zwischenprüfung vor der Tür steht, eskaliert die Situation. Fazit: Ich empfand Nina Hoss als eine sehr stille, in sich gekehrte Frau und gleichzeitig als eine unglaublich laut tickende Zeitbombe, die sich keinerlei Emotionen und Leidenschaft zugesteht, diese aber von all den ihr nah stehenden Menschen einfordert. Trotz der ständigen Beklemmung, die dieser Film in mir auslöste, habe ich diesen Film sehr gemocht.
– All That Breathes (2022) 👍🏻 Der Dokumentarfilm über die Geschichte der Brüder Saud und Nadeem in Neu-Delhi verwebt der Film die Lebensaufgabe der beiden Männer als Retter der Schwarzmilane, deren Population durch die Schadstoffbelastung und städtische Gefahren beständig bedroht ist mit Betrachtungen zur politischen Situation von Minderheiten. Fazit: Dokumentarfilm ohne Pathos. Absolut sehenswert.
– Causeway (2022) 👍🏻 Die US-Soldatin Lynsey (Jennifer Lawrence) erlitt während ihres Einsatzes in Afghanistan eine traumatische Hirnverletzung, die sie zwingt, nach Hause zurückzukehren. Nach der Reha versucht die junge Frau in ihrer Heimatstadt New Orleans bei ihrer Mutter Gloria wieder ins Leben zurückzufinden, während sie insgeheim auf ihre Rückkehr in die Armee hofft. Nach einer Autopanne trifft sie auf auf den ebenfalls seelisch verletztem Automechaniker James (Brian Tyree Henry) – es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft. Fazit: Sehr langsames, schon fast auf das Nötigste reduziertes PTSD-Drama. Auch wenn der Film von der Presse gerade ein wenig verrissen wird, so hat er mir doch sehr gut gefallen. Nicht nur wegen der fantastischen Performance von Jennigfer Lawrence und Brian Tyree Henry, sondern weil der Film völlig kitschfrei ist und auf Zuspitzungen sowie auf die in Hollywood so geliebten überlebensgroßen Versöhnungsszenarien verzichtet. Es geht schlicht und ergreifend einfach nur um Traumabewältigung, Freundschaft und um ein Wiederankommen.
– Sharper (2022) 😐 Die Gangster Madeline (Julianne Moore), Max (Sebastian Stan) und Sandra (Briana Middleton) haben es auf das Vermögen des reichen New Yorker Geschäftsmanns Richard Hobbes (John Lithgow) und seines Sohnes Tom (Justin Smith) abgesehen. Doch obwohl die Gauner den perfekten Plan haben, kommen ihnen schon bald romantische Gefühle und Eifersucht in die Quere und bald ist nicht mehr klar, wer hier eigentlich Betrüger und wer Opfer ist. Fazit: Mittelmäßiger, sehr konstruierter High-Society-Kritik-Thriller, der vielversprechend anfängt und dann schnell stark nachlässt.
In Landesinneren auf Terceira findet man die Schwefelquellen Furnas do Enxofre. Ein gemütlicher Rundweg führt rund um die dampfenden und schwefelig riechenden Quellen.
Noch beeindruckender hingegen ist ein Besuch der Vulkanhöhle Algar do Carvão. 388 steile und rutschige Treppen führen tief in den Schlund des Vulkans. Besonders faszinierend ist der Blick nach oben – aber seht selbst …