Sydney ist überwältigend! Fast fünf Millionen Leute leben in dieser Metropole. Die Stadt ist riesig (laut Wikipedia umfasst das Stadtgebiet 1664 Quadratkilometer). Und der Port Jackson bildet mit einer Fläche von 50 Quadratkilometern und 19 Kilometer Länge den Hauptarm und zugleich den natürlichen Hafen Sydneys. Und selbst wenn wir nur 3 Tage in Sydney waren und uns bei 33 Grad C fast kaputt geschwitzt haben, so war doch jeder Tag absolut klasse. Unsere Unterkunft ist auch wieder der Knaller: ein Airbnb im Stadtviertel Newtown. Zimmer mit Bad und Küche in einer ehemaligen Lagerhalle, die dann in einen Pferdestall umfunktioniert wurde und nun Wohnraum bietet.
Den ersten Tag verbringen wir mit meinem ehemaligen Arbeitskollegen und Freund Juan, der vor zwei Jahren von San Francisco zu Frau und Kind nach Sydney/Manly (Stadtteil Dee Why) zog. Wir frühstücken ausgiebig, spazieren stundenlang am Strand entlang und holen gegen Nachmittag seinen Buben aus dem Kindergarten ab.
Am zweiten Tag schauen wir uns die University of Sydney an. Sehr beeindruckend. Die Uni wurde 1852 eröffnet. Der neugotischen Stil erinnerte uns sehr an Rs Zeit in Cambridge. Wir spazieren durch die 16 Fakultäten, durch moderne und alte Gebäude und erinnern uns an unsere eigene Uni-Zeit (und das gar nicht so wehmütig, denn schließlich fanden wir diese Jahre und die TU Muc und LMU nicht besonders prickelnd).
Ein Besuch des Museum of Contemporary Art ist kostenlos und zweimal täglich wird eine kostenlose Führung angeboten. Absolut empfehlenswert.
Das absolute Highlight war jedoch der Besuch des Sydney Opera House. Wir haben Karten für Carmen und eine Reservierung für ein kleines Abendessen in der Oper vor der Vorstellung. Das war ein Erlebnis. Die Architektur des Opernhauses ist absolut faszinierend. Zeitlos. Leider wird bis 2021 renoviert, so dass wir viele Bereiche nicht besichtigen können. Aber das, was wir sehen ist der Hammer. Das Abendessen bestach nicht durch die Qualität der Speisen (meeeh), sondern durch die Aussicht auf den Hafen. Und Carmen ist einfach eh immer gut. Die Inszenierung hat uns auch sehr gut gefallen. Zeitgemäß mit der richtigen Prise Humor. Und wenn Ihr auf diesen Link hier klickt, könnt Ihr einen kleinen Eindruck von der farbenfrohen Inszenierung gewinnen.
Viele denken, dass Opern so ernste Angelegenheiten sind. Und selbst die Opernbesucher erscheinen mir oft so steif und spassfrei. Dabei sollte man Opern absolut mit einem Funken Humor nehmen können, finde ich. Und da kommt mir gleich Loriot in den Sinn, der in seinem Opernführer folgendes über „Carmen“ schrieb:
„Georges Bizet, Carmen:
In dieser Oper opfert der spanische Sergeant Don José militärische Karriere und gesicherten Pensionsanspruch für Carmen, eine Dame aus der Zigarettenindustrie mit zweifelhaftem Ruf und häufigem Partnerwechsel. Das ist auch für Nichtraucher ein interessanter Fall im Rahmen der weltweiten Gefährdung des Mannes durch die Frau. Don José hat für die Geliebte eine Haftstrafe wegen Fluchthilfe abgesessen und ist bereit, sich ein eine neue Tätigkeit als ungelernter Schmuggler einzuarbeiten. Überwältigt von der Bedeutung des Augenblicks besingt er eine Rose, die ihm Carmen einst zugeworfen hatte. Er trug sie in der Zelle vier Wochen auf der Brust und stellt nun fest, dass sie nichts von ihrem Duft verloren hat. Das spricht für die hygienische Betreuung in spanischen Haftanstalten.
Leider tritt ein Torero an die Rampe, dessen körpernahe Degenführung Carmen mehr imponiert als Don Josés schlapper Säbel.
Das in launigen Versen gereimte Couplet des Stierkämpfers, mit wechselndem Stand- und Spielbein vorgetragen, erzählt von der Lust, spanisches Rindvieh umzubringen.„