Unser persönliches Corona-Update

Nun sind wir seit dem 13. März zu Hause. Kontaktsperre. Stay at Home Order. Für uns persönlich hat sich nicht allzu viel geändert. Ich arbeite ja eh von zu Hause aus. Kinder sind auch nicht vorhanden und somit weder zu beschulen noch zu bespaßen.

Natürlich verfolgen wir täglich aufmerksam die Nachrichten: national sowie international. Zu unserem täglichen Programm gehören die Podcasts:
* „The Daily“ von der New York Times (US),
* „Today in Focus“ von The Guardian (UK),
* „Auf den Punkt“ von der SZ,
* „Was Jetzt?“ von der ZEIT (teilweise sehr schwach – im Vergleich zu den vorher genannten Podcasts),
* „Acht Milliarden – der Auslands-Podcast“ vom SPIEGEL
und natürlich
* „Das Corona Update mit Christian Drosten“ vom NDR.
Selbstverständlich lesen wir auch aufmerksam die Online-Publikationen der oben genannten Zeitungen. Bei diesem Informationspensum fällt es mir ein wenig schwer, meine wöchentliche DIE ZEIT von vorne bis hinten durchzulesen. Für Belletristik und andere eskapistische Literatur bleibt da gerade leider wenig Zeit. Auch wie in meinem vorherigen Post erwähnt, will ich gar nicht auf nationale/internationale Politik eingehen. Nur soviel: der Governor von Washington State Jay Inslee meistert diese Krise im Rahmen seiner Möglichkeiten (und mit viel Gegendruck aus Washington) zielgerichtet, transparent und bravurös.

Wir wohnen ja ziemlich weit ab vom Schuss. Zum nächsten Supermarkt sind es knappe 15km. Wir fahren maximal alle 7 oder 9 Tage zum Einkaufen. Viel braucht man zu zweit (und wenn man nur 2x am Tag isst) eh nicht. Nachmittags (nach getaner Arbeit und einem Kopf voller Nachrichten aus aller Welt) gehen wir meistens lange im Wald spazieren – schließlich wohnen wir ja praktisch ein einem.
Auch erkunden wir gerade bis dahin unbekanntes Terrain: den Golfplatz. Der Golfplatz liegt ja mehr oder weniger direkt vor unserer Haustür. Bis jetzt war das Betreten jedoch ausschließlich den Golfern erlaubt. Aber in Zeiten Coronas müssen die Golfer zu Hause bleiben und die Spaziergänger und Jogger erobern dieses herrliche Stückchen Natur am Lake Whatcom.

Sollte das Wetter nicht mitspielen, so machen wir zu Hause Yoga. Das jahrelange Yoga-Studium mit großartigen Lehrern aus aller Welt hat sich gelohnt – wir können beide unabhängig voneinander locker eine 60-minütige Sequenz hinlegen, die uns am nächsten Tag einen mächtigen Muskelkater beschert. Das macht uns – ehrlich gesagt … ziemlich happy!

Was stellen wir noch so an?
Mitte März haben mich meine Freunde mit einer netten Geburtstagsparty überrascht – dieses Jahr virtuell via Facetime. Das war sehr, sehr nett und natürlich auch ein wenig traurig, weil wir nicht zusammen sein konnten. Seitdem treffen wir uns jeden Freitag Abend via Videokonferenz, halten uns gegenseitig auf dem Laufenden, lachen und trösten uns und spielen sogar eine ziemlich abgefahrene Version der Montagsmaler namens „Drawful“ zusammen.

Auch kulturell bleiben wir auf dem Laufenden. Dank lieber Freunde zu Hause haben wir uns vor Kurzem aus der Kammer 4 der Münchner Kammerspiele das Stück „These Teens Will Save the Future“ angeschaut und anschließend eine sehr spannende und lustige Diskussion via Skype geführt. Kommende Woche steht „Die Schande Europas“ (ebenfalls Kammer 4 der Münchner Kammerspiele) auf dem Programm. Es sprechen der Regisseur Milo Rau und Jean Ziegler live über dessen aktuelles Buch „Die Schande Europas“ und die aktuelle Lage in den Flüchtlingslagern an Europas Außengrenzen, die sich durch die globale Pandemie deutlich verschärft hat.

Das hiesige Programmkino „The Pickford“ kämpft in diesen Tagen auch ums Überleben. Pickfords „virtueller Kinosaal“ bietet derzeit ein tolles Programm an – so können wir unser heiss geliebtes Kino wenigstens aus der Ferne unterstützen. Toll war der Film „Fantastic Fungi“ mit anschließender Q&A mit dem Regisseur und anderen Menschen, die an dieser Doku mitgearbeitet haben.

Seit dem 17. März bin ich fleissig am nähen von „Face Masks“. An dieser Stelle frage ich mich immer: wie ist der Plural von „Mundschutz“? Ich habe sehr lustige Antworten von einigen von Euch bekommen: Mundschutzies, Mundschützer, Maultaschen uvm..
Bis jetzt habe ich an die 50 Masken genäht und verschenkt und gespendet. Ich bin wirklich kein Profi an der Nähmaschine, aber das Nähen dieser Masken ist wirklich einfach!

Thema Einkaufen: das empfinden wir auch als ungewöhnlich entspannt.
Damit das „social distancing“ eingehalten wird, werden immer nur 25-50 Leute (je nach Größe des Supermarkts) in den Laden gelassen. Die Wartenden stehen brav vor dem Supermarkt in einer langen Schlange – den 6 feet (2 Meter) Sicherheitsabstand einhaltend.

Herr R. und ich in der Schlange vorm Supermarkt

Seitdem die Grenzen von und zu Kanada geschlossen sind und die Kanadier nicht zum Einkaufen kommen, sind die Regale auch nicht mehr komplett leergeräumt. Klopapier ist wieder verfügbar. Die neue Mangelware ist nun Mehl. Anscheinend sind nun alle unter die Bäcker gegangen. An den Laternenpfählen in San Francisco findet man sogar Sauerteigstarter zum Mitnehmen. Das ist sogar Schlagzeilen wert:

Kostenloser Sauerteig Ansatz in SF
(pic by Mike & Angelika Schilli)

Wir haben ja schon vor Corona unser Brot selbst gebacken. Mehr dazu vielleicht in einem zukünftigen Blogpost.

Damit diese Tage der Selbstisolation nicht nur so an uns vorbei rauschen, wollte ich dies ein wenig besser für uns visualisieren. Deshalb falten wir für jeden Tag „Stay at Home“ (Kontaktsperre) einen Kranich und hängen diesen an einem Nylonfaden in unser Fenster. Inzwischen haben wir 30 Stück im Fenster hängen – und es werden sicherlich noch mehr werden.

In diesem Sinne: Stay at home, stay patient, stay healthy & kind