Fernsehmonat Februar

Ein kurzer Monat, aber dennoch ziemlich viel gesehen:

Serien:
Bonn – alte Freunde, neue Feinde (ARD) đŸ‘đŸ»
Die sechsteilige Miniserie ist ein auf historischen Fakten beruhendes Spionage- und Familiendrama. 1954 gerĂ€t die 20-jĂ€hrige Fremdsprachenexpertin Toni zwischen die Fronten der beiden rivalisierenden deutschen Geheimdienstorganisationen. Ihre LoyalitĂ€t wird auf die Probe gestellt, als sie auf die dunklen Geheimnisse ihrer eigenen Familie stĂ¶ĂŸt sowie auf das kriegsbedingte Trauma des Mannes, den sie liebt. Diese Serie ist ein eindrĂŒckliches Portrait der selten thematisierten gesehene Epoche zwischen Naziregime und Kaltem Krieg und einer zutiefst zerrissenen und traumatisierten Nation.
Fazit: Etwas langatmig, aber durchaus sehenswert.

Madoff: The Monster of Wall Street (Netflix) đŸ‘đŸ»
Gut erzĂ€hlte Dokuserie ĂŒber den grĂ¶ĂŸten Finanzbetrug der US-amerikanischen Geschichte.
Fazit: Absolut sehenswert!

The Tourist (ZDF, HBO Max)  đŸ†—
Thrillerserie um einen zunĂ€chst namenlosen Mann (Jamie Dornan), der sich nach einem Autounfall im Outback an nichts mehr erinnern kann – auch nicht, weshalb er von einem Killer verfolgt wird. Mithilfe der Polizistin Helen versucht er die Geheimnisse seiner IdentitĂ€t entschlĂŒsseln.
Fazit: Etwas vorhersehbar, dennoch unterhaltsam.

Slow Horses, Season 2 (Apple TV+)đŸ‘đŸ»
In „Slow Horses“ leitet der herrlich verlotterte und brilliante Jackson Lamb (Gary Oldman) in London das „Slough House“, eine Unterabteilung (Abstellgleis?) des Geheimdienstes MI 5, in die wenig brauchbare oder nutzlose Agenten strafversetzt werden – die dann spöttisch als „Slow Horses“ bezeichnet werden. Dennoch darf man diese Crew von „Versagern“ absolut nicht unterschĂ€tzen.
Fazit: Wunderbare Spionageserie mit einer hochkarÀtigen Besetzung

Cunk on Earth (Netflix) đŸ˜‚đŸ«Ł đŸ‘đŸ»
Britische Mockumentary, die uns mal wieder beweist, wie dĂ€mlich wir eigentlich sind. Die fiktive Journalistin Philomena Cunk (Diane Morgan) versucht, das Geheimnis der menschlichen Zivilisation zu lĂŒften und die grĂ¶ĂŸten Errungenschaften der Menschheit zu entdecken. Sie trifft sich mit (echten) Wissenschaftlerinnen und Historikerinnen, die ihr bei dieser Aufgabe helfen. Mit der Allgemeinbildung eines Kleinkindes erklĂ€rt sie uns die Entstehung der Welt, die Geheimnisse der Raumfahrt sowie den Unterschied zwischen den Beatles und den Rolling Stones.
Fazit: herrlich britischer Humor. Unbedingt im Original anschauen.

Shrinking (Apple TV+) đŸ‘đŸ»
In dieser ĂŒberspitzten Dramedy-Serie geht es um den um seine verstorbene Ehefrau trauernden Psychotherapueten Jimmy, der mit etwas unkonventionellen Methoden seine Trauer bewĂ€ltigen und sein Leben wieder in den Griff kriegen will. Die Serie ist eine klassische Screwball-Komödie: es wird viel geredet und weitgehend haben die pointenreiche Dialoge mehr Gewicht als eine komplexe Charakterzeichnung.
Fazit: Sehr unterhaltsam. Unbedingt im Original anschauen.

Filme:
Aloners (2021) đŸ‘đŸ»
In Hong Sung-euns subtilem SpielfilmdebĂŒt ĂŒberdenkt eine einsame Frau ihre isolierte Existenz, nachdem ihr Nachbar allein in seiner Wohnung gestorben ist.
Ein langsamer Film, der uns sehr feinfĂŒhlig den Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein nahebringt.

Das Vorspiel (The Audition, 2019) đŸ‘đŸ»
Hier geht es um eine Geigenlehrerin Anna (Nina Hoss), die privat und beruflich extrem unter Druck steht, als sie mit einem neuen SchĂŒler zu arbeiten beginnt. Anna entfernt sich immer mehr von ihrem Ehemann, ihrem eigenen Sohn und sogar von ihrem Liebhaber. Als eine wichtige ZwischenprĂŒfung vor der TĂŒr steht, eskaliert die Situation. 
Fazit: Ich empfand Nina Hoss als eine sehr stille, in sich gekehrte Frau und gleichzeitig als eine unglaublich laut tickende Zeitbombe, die sich keinerlei Emotionen und Leidenschaft zugesteht, diese aber von all den ihr nah stehenden Menschen einfordert. Trotz der stÀndigen Beklemmung, die dieser Film in mir auslöste, habe ich diesen Film sehr gemocht.

All That Breathes (2022) đŸ‘đŸ»
Der Dokumentarfilm ĂŒber die Geschichte der BrĂŒder Saud und Nadeem in Neu-Delhi verwebt der Film die Lebensaufgabe der beiden MĂ€nner als Retter der Schwarzmilane, deren Population durch die Schadstoffbelastung und stĂ€dtische Gefahren bestĂ€ndig bedroht ist mit Betrachtungen zur politischen Situation von Minderheiten.
Fazit: Dokumentarfilm ohne Pathos. Absolut sehenswert.

Causeway (2022) đŸ‘đŸ»
Die US-Soldatin Lynsey (Jennifer Lawrence) erlitt wĂ€hrend ihres Einsatzes in Afghanistan eine traumatische Hirnverletzung, die sie zwingt, nach Hause zurĂŒckzukehren. Nach der Reha versucht die junge Frau in ihrer Heimatstadt New Orleans bei ihrer Mutter Gloria wieder ins Leben zurĂŒckzufinden, wĂ€hrend sie insgeheim auf ihre RĂŒckkehr in die Armee hofft. Nach einer Autopanne trifft sie auf auf den ebenfalls seelisch verletztem Automechaniker James (Brian Tyree Henry) – es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft.
Fazit: Sehr langsames, schon fast auf das Nötigste reduziertes PTSD-Drama. Auch wenn der Film von der Presse gerade ein wenig verrissen wird, so hat er mir doch sehr gut gefallen. Nicht nur wegen der fantastischen Performance von Jennigfer Lawrence und Brian Tyree Henry, sondern weil der Film völlig kitschfrei ist und auf Zuspitzungen sowie auf die in Hollywood so geliebten ĂŒberlebensgroßen Versöhnungsszenarien verzichtet. Es geht schlicht und ergreifend einfach nur um TraumabewĂ€ltigung, Freundschaft und um ein Wiederankommen.

Sharper (2022) 😐
Die Gangster Madeline (Julianne Moore), Max (Sebastian Stan) und Sandra (Briana Middleton) haben es auf das Vermögen des reichen New Yorker GeschĂ€ftsmanns Richard Hobbes (John Lithgow) und seines Sohnes Tom (Justin Smith) abgesehen. Doch obwohl die Gauner den perfekten Plan haben, kommen ihnen schon bald romantische GefĂŒhle und Eifersucht in die Quere und bald ist nicht mehr klar, wer hier eigentlich BetrĂŒger und wer Opfer ist.
Fazit: MittelmĂ€ĂŸiger, sehr konstruierter High-Society-Kritik-Thriller, der vielversprechend anfĂ€ngt und dann schnell stark nachlĂ€sst.

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