Wenn einer eine (Heim-)Reise tut …

… dann muss man mit allem rechnen. So verlief unsere Heimreise alles andere als geplant, denn unser ursprünglich geplanter Rückflug wurde äußerst kurzfristig aufgrund „technischer Probleme“ gecancelt. Bisschen doof, da wir einen Anschlussflug sowie nachfolgend noch eine Übernachtung und eine Zugfahrt gebucht hatten. Alles futsch.

Der Flug wurde zunächst zweimal als „verspätet“ angegeben und letztendlich vier Stunden nach geplanter Abflugzeit dann gecancelt. Grossartig! Also wurde das gesamte Gepäck wieder aus dem Flugzeug ausgeladen. Alle Fluggäste standen erstmal etwas orientierungslos am Gepäckband und haben ihre Koffer wieder entgegen genommen, dann stellte sich die Menschenmenge mehr oder weniger ungeordnet in der Schalterhalle an, um von der Fluglinie ein Ticket für einen Weiterflug am darauffolgenden Tag um neun Uhr morgens sowie Gutscheine für Taxi und Hotel entgegenzunehmen. Dafür wurden zwei (!!) Schalter geöffnet. Vor uns gefühlte 200 Menschen. Also standen wir uns auch hier wieder mal die Beine in den Bauch. Unser Flieger sollte eigentlich um vier Uhr nachmittags abheben – um Mitternacht waren wir dann endlich im Hotel. Kurz geschlafen und gegen sieben Uhr morgens waren wir schon wieder am Flughafen, um unser Gepäck erneut einzuchecken. Wir kamen uns ein bisschen vor, wie bei „Täglich grüßt das Murmeltier“. Egal, man kann es ja nicht ändern.

Warteschlange am Flughafen PDL nach der kurzfrisigen Stornierung unseres Fluges

Zumindest hat sich die lustige Fluggesellschaft auch um unseren Anschlussflug bemüht. Obwohl wir diesen bei einer anderen Fluggesellschaft gebucht haben. Und für die angefallenen Unkosten kann man Schadenersatz fordern. Sowas macht mir ja Spass – das ist bereits angeleiert 😁

Im Grunde genommen, lief letztendlich alles glatt: Auch wenn wir fast einen Tag später als ursprünglich geplant zu Hause ankamen, ein paar Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen mussten und von der langen Reise nun ziemlich müde und geschlaucht sind. Jetzt genießen wir das Wiedersehen mit Nachbarn und Freunden, machen nach sieben Monaten Abwesenheit das Haus wieder startklar und freuen uns auf den Frühling.

Fernsehmonat März

Serien:
– Pokerface 👍🏻👍🏻 
Herrlich nostalgisch und doch neu: In dieser Howcatchem-Krimiserie a la „Columbo“ geht es um Charlie Cale, welche die außergewöhnliche Fähigkeit besitzt, festzustellen, wann jemand lügt. Wie auch bei „Columbo“ werden das Verbrechen und der Täter zu Beginn jeder Folge gezeigt. Anschließend sieht man Charlie dabei zu, wie sie versucht, das Rätsel zu lösen. Sie fährt mit ihrem Plymouth Barracuda durch die USA (sie ist auf der Flucht) und trifft unterwegs immer wieder auf neue Charaktere und seltsame Verbrechen, die sie unbedingt lösen muss. Gaststars sind zahlreich vertreten, von Ellen Barkin und Adrien Brody bis zu Luis Guzmán und Chloë Sevigny.
Fazit: Unbedingt im Original anschauen: Natasha Lyonne mit ihrer rauchig-krächzenden Stimme und ihrem offensichtlichem Columbo-Habitus ist einfach herrlich.


– Alaska Daily 👍🏻
Die kürzlich in Verruf geratene Reporterin Eileen Fitzgerald lässt ihr Leben und Ihre Karriere in New York hinter sich, um bei einer Tageszeitung in Anchorage, Alaska einen persönlichen und beruflichen Neuanfang zu wagen.
Fazit: „Alaska Daily“ ist ein typisch-amerikanisches TV-Melodrama, das wir alle schon tausend Mal gesehen haben. Mich erinnert es an “Grey’s Anatomy” – aber im Newsroom, anstatt im OP. Flach und irgendwie trotzdem unterhaltsam. Eine Serie, die beim Bügeln nicht stört. Als großer Hilary Swank-Fan habe ich mehr von dieser Serie erwartet und bin etwas enttäuscht (und werde wahrscheinlich trotzdem weiter schauen 😂).


– Succession
(4. Staffel) 👍🏻👍🏻 
Herr R. freut sich: die gruselige Roy-Familie ist wieder da! Hier geht es um eine ebenso einflussreiche wie dysfunktionale Familie, die ein gigantisches Medienimperium besitzt. Der Familienpatriarch Brian Cox versucht die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Und hier kommen seine vier erwachsenen Kinder mit ins Spiel: wer wird der Nachfolger/die Nachfolgerin? Man sieht, wie die Kinder um die Gunst des Vaters buhlen, wie sie intrigieren, sich anschreien, sich versöhnen und das alles ohne Rücksicht auf Verluste. Man kann es schwer aushalten – aber man kann auch nicht wegschauen. Man will wissen, wie es weitergeht!
„Succession“ ist eine Mediensatire – Familie Roy ist angelehnt an die real existierenden Murdochs. Es ist eine bitterböse Abrechnung mit den Reichen. Fazit: Unbedingt im Original anschauen, denn die Serie ist ein Feuerwerk an sprachgewaltigen – und zum Teil sehr lustigen – Dialogen (und Beleidigungen).


– Wir können auch anders
(ARD) 🆗 
Klimakrisen-Sendung mit der Maus für Erwachsene. In dieser unterhaltsamen Dokuserie machen sich Anke Engelke, Bjarne Mädel, Annette Frier, Axel Prahl, Sebastian Vettel, Pheline Roggan und Aurel Mertz auf die Suche nach guten Nachrichten. Sie wollen uns zeigen, wie schön es wäre, wenn die grüne Utopie von der CO2-neutralen Bundesrepublik endlich wahr werden würde.
Fazit: Gute Idee. Nette Präsentation. Aber leider für meinen Geschmack geht das Ganze nicht tief genug. Es wäre schön, wenn diese Sendung mehr liefern würde, als nur diese kurzen Interviews (Werbefilmchen) mit Herstellern von Fleischersatzprodukten und Elektrobussen sowie mit Städteplanern und innovativen Landwirten. Aber vielleicht ist es ja ganz bewusst eine kuschlige Wohlfühl-Sendung … 🤷‍♀️
Hier findest du den Trailer


Filme:
– Golden Voices (2022) 👍🏻👍🏻
Raya und Victor sind die beliebtesten Synchronsprecher der Sowjetunion. Als die UdSSR zusammenbricht, wandert das jüdische Paar nach Israel aus. Hier muss es sich neu erfinden.
Fazit: Charmante Komödie über den Neubeginn und die (Wieder-)Entdeckung des eigenen Ichs an den unerwartetsten Orten sowie eine bezaubernde Hommage an die heilende Wirkung des Kinos.


– She Said
(2022) 👍🏻👍🏻
Maria Schrader zeigt hier einen fesselnden Journalismus-Thriller über die New York Times-Reporterinnen Megan Twohey und Jodi Kantorder, die den Harvey-Weinstein-Skandal recherchiert und die #MeToo-Bewegung ins Rollen gebracht haben.
Fazit: Ein starker Film, der durch die großartigen Hauptdarstellerinnen Carey Mulligan und Zoe Kazan sowie durch authentische Dialoge überzeugt.
Absolut sehenswert!


TÁR (2022) 👍🏻👍🏻
Lydia Tár (Cate Blanchett) ist die erste weibliche Chefdirigentin eines großen deutschen Orchesters. Sie wird weltweit gefeiert und steht mit den Berliner Philharmonikern vor einer außergewöhnlichen Leistung. Gemeinsam hat man fast schon den kompletten Zyklus von Gustav Mahler aufgeführt. Nur die berühmte 5. Sinfonie fehlt noch, die nach einer coronabedingten Verschiebung nun in der nächsten Spielzeit auf dem Programm steht. Doch während die Proben dafür laufen, offenbaren sich immer mehr Risse in Társ Welt. Ihre Ehe mit ihrer ersten Violinistin (Nina Hoss) läuft längst nicht mehr so gut wie früher und der Selbstmord einer einst von ihr geförderten, dann aber fallen gelassenen Musikerin lässt sie panisch jegliche E-Mail-Korrespondenz mit dieser löschen. Dann tritt noch eine junge Cellistin (Sophie Kauer) in ihr Leben, die Tár unglaublich fasziniert.
(Inhaltsangabe filmstart.de)
Fazit: ein starker, teilweise schwer auszuhaltender Film, mit einer fantastischen Cate Blanchett und einer ebenso überzeugenden Nina Hoss. Ein Film, der zum Diskutieren einlädt. Absolut sehenswert.


The Elephant Whisperers (Netflix) 👍🏻
In dieser kurzweiligen Doku geht es um das indische Paar Bomman und Bellie, das sich in einem Nationalpark um ein verwaistes Elefantenbaby kümmert. Als die beiden Tierpfleger:innen den kleinen Elefanten bei sich aufnehmen, ist er schwer verletzt. Kaum jemand glaubt daran, dass Raghu überhaupt zu retten sei. Doch Dank Bommans und Bellies aufopfernder Pflege und Liebe entwickelt sich Raghu prächtig. Der Film zeigt auf wunderbare Art und Weise, wie eng das Band zwischen Mensch und Tier sein kann.
Fazit: Absolut sehenswert


Triangle of Sadness (2022) 👍🏻
Nach „The Square“ der neue „Eat the Rich“-Film von Ruben Östlund.
Carl und Yaya, ein Model und Influencer-Paar, werden zusammen mit einer Gruppe wohlhabender Leute auf ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff eingeladen. Die Situation nimmt eine unerwartete Wendung, als das Schiff sinkt und die Überlebenden auf einer einsamen Insel stranden.
Fazit: „Triangle of Sadness“ ist eine sehenswerte Satire über „unten“ und „oben“, über Privilegierte und Nicht-Privilegierte , über Eitelkeiten, Macht und Ohnmacht. Und obwohl mich Ruben Östlunds „The Square“ mehr geschockt und länger beschäftigt hat als dieser Film, so habe ich mich über den ständig besoffenen, marxistischen Kapitän (Woody Harrelson) und über die wunderbar überzeichnete Sunnyi Melles auch sehr amüsiert.


Ticket to Paradise (2022) 👎🏻
David und Georgia sind schon lange geschieden und nicht besonders gut aufeinander zu sprechen. Als ihre gemeinsame Tochter Lily nach Bali reist, sich dort verliebt und bald darauf verlobt, fallen die Eltern aus allen Wolken. Und obwohl sich die beiden eigentlich nicht mehr leiden können, folgen sie ihrer Tochter auf die Insel, um sie vor dem gleichen Fehler zu bewahren, den die beiden 25 Jahre zuvor gemacht haben.
(Inhaltsangabe Wikipedia)
Fazit: Unbedeutende und vorhersehbare, gute-Laune-Romcom, die wir alle schon gefühlte hundert Mal gesehen haben. Einzig nett ist das Zusammenspiel von George Clooney und Julia Roberts, aber auch das haben wir schon (zu) oft gesehen. Skip it!

Hot Springs

Jedes Mal, wenn wir auf Sao Miguel sind, genießen wir die heissen Thermalquellen. Egal, ob nach einer langen Wanderung, nach einem anstrengendem Arbeitstag oder „einfach so – diese Quellen sind absoluter Balsam für Körper und Seele. Absolute Go-To’s sind natürlich das wunderschöne Thermalbecken Terra Nostra im herrlichen Terra Nostra Park (leider inzwischen sehr überlaufen/gut besucht), die malerischen Caldeira Velha (Besuch inzwischen nach Terminvereinbarung) und die ebenso beliebte und gut frequentierte Poça da Dona Beija.

Poça da Dona Beija

Wir haben noch eine weitere Thermalquelle gefunden. Diese ist weitaus kleiner, weniger spektakulär und viel günstiger. Aber absolut ausreichend – vor allem wenn man (fast) täglich hingeht, um sich von den „anstrengenden“ Aktivitäten des Tages zu erholen.

Regentag

Nachdem wir uns gestern von den letzten zwei Wochen (und dem schalen Nachgeschmack) bei einer ausgiebigen Wanderung und einer anschließenden Runde in den heissen Quellen wieder regeneriert haben, müssen wir heute gezwungenermaßen Ruhe geben: denn es regnet in Strömen. Schade. Aber zum Glück wird uns nie langweilig – so hat Herr R. z.B. einen riesigen Spaß dabei, den Bollerofen (einzige Wärmequelle im Hause) zum Glühen zu bringen 🙂

Heute machen wir es uns muckelig …

Ist das so?

Source: statustown.com

Ist das so? Sind Gäste wie Fisch, die nach drei Tagen zu stinken anfangen?
Ich finde den Spruch ein bisschen krass, denn natürlich hängt das alles von den beteiligten Personen und von der persönlichen Befindlichkeit ab. Es hängt davon ab ob, man eine Einzelgängerin oder eher gerne in Gesellschaft ist, wie sehr sich der Besuch breit macht, wie hilfsbereit der Besuch ist und so weiter und so weiter …
Wir sind auf jeden Fall heute wieder eine Erfahrung reicher, nachdem der Besuch am Tag der Abreise (nach 2 Wochen) eine ziemlich eindeutige Kritik an meiner Person in meine Richtung abschoss. Okay – tut mir ja sehr leid, wenn ich mit dem, was ich in den letzten zwei Wochen mal gesagt habe, ihre Befindlichkeit getroffen habe. Aber im Grunde fragt man unter Freunden bei sowas ja unmittelbar und direkt nach und/oder deutet darauf hin, dass einen diese oder jene Bemerkung getroffen hat. Nobody is perfect, I am always happy to discuss things and I am also very happy to agree to disagree.
Meine direkte Frage daraufhin war: „Wieso hast du mir das nicht sofort gesagt, nachdem es dich gestört hat? Wieso trägst du das die ganze Zeit mit dir rum? Es war nicht meine Absicht, dich zu verärgern oder zu verletzen! Das mir jetzt in letzter Minute hinzuknallen ist etwas schwierig!
Zudem dachte ich dass man doch über alles reden kann, oder nicht …?
[Die Frau redet sonst sehr viel. Wieso dann nicht, wenn sie was stört??]
Leider erhielt ich auf meine Frage keine wirkliche Antwort mehr.
Wer mich kennt, der weiss, dass ich über sowas lange nachdenke, der Sache auf den Grund gehen, diskutieren und eine Lösung finden will.
Eine andere Frage, die mir anschließend durch den Kopf ging und die ich aus Höflichkeit (und abebbendem Interesse, da es ja eh der Tag ihrer Abreise war) nicht mehr gestellt habe, war:
Wenn dich meine Person und/oder meine Äusserungen so sehr stören und du nicht den Arsch in der Hose hast, dies anzusprechen, wieso bleibst du dann insgesamt zwei Wochen bei uns wohnen und suchst dir nicht eine andere Unterkunft/reist nicht früher ab?
Die Antwort darauf werden wir wohl nie erfahren. Dennoch empfinden wir einen solchen Satz in letzter Minute zum Abschied, wie eine Taube, die einem im Vorbeifliegen auf die Schulter kackt. Das ist einfach dreckig und unangenehm! (frei nach Virginie Despentes)
Na ja – Learned Lessons:
1. Wieder mal 24/7 den Misanthropenhelm aufsetzen.
2. So schnell (und vor allem so lange) lassen wir uns und unsere Gastfreundschaft nicht mehr ausnutzen (und dann im Nachhinein ankacken!).

Romeiros – Pilger auf Sao Miguel

Am Flughafen in Ponta Delgada sehen wir am Gepäckband dieses Schild und stellen uns erstmal die Frage: Welche Pilger?

It’s all about awareness:
Dieses Schild macht am Flughafen in Ponta Delgada auf die Romeiros aufmerksam

Diese Frage wird uns aber schnell beantwortet: Im März und April sind während der Fastenzeit verschiedene Pilgergruppen, die sog. „Romeiros“ auf der Insel unterwegs. Die Romeiros sind kleine Gruppen (traditionell ausschließlich aus Männern bestehend) aus verschiedenen katholischen Gemeinden der Insel. Während der Fastenzeit ziehen diese Gruppen betend, singend und meditierend durch möglichst viele Gemeinden der Insel. Die Ziele der Wallfahrt sind im Wesentlichen: Buße für die eigenen Sünden und die der anderen zu tun; den Herrn zu loben und ihm für die empfangenen Gnaden zu danken sowie Gottes Frieden und Segen für die Menschheit, die Kirche, die Diözese und die Familien zu erflehen. Dieses Jahr rechnet man mit insgesamt ca. 2.500 Pilgern – und dieses Mal haben wir sogar eine Frauengruppe über die Insel ziehen sehen.

Es gibt einen richtigen Pilger-Fahrplan (der auch in Zeitungen und um Internet veröffentlicht wird). Jede Gruppe muss sich in einer der Wochen der Fastenzeit auf den Weg machen – wobei die ersten Gruppen am Wochenende nach Aschermittwoch aufbrechen müssen und die letzten zu Beginn der Osterzeit, also am Gründonnerstag, wieder in ihrer Gemeinde ankommen müssen. Die Strecke wird in der Regel im Uhrzeigersinn zurückgelegt, d. h. das Meer liegt immer auf der linken Seite. Der Abmarsch sollte immer vor Sonnenaufgang erfolgen, die Ankunft am Übernachtungsort kurz nach Sonnenuntergang.

Auszug der ersten Woche des „Pilger-Fahrplans“ der Romeiros

Die Pilger sind leicht zu erkennen – sie ziehen in traditioneller Kleidung (Schal, Tuch, Tasche für Lebensmittel, Stab und Rosenkranz) durch die Ortschaften. In lokalen Käseblättern findet man Anzeigen eines Kaufhauses in Ponta Delgada, das Pilger-Gear verkauft: Wärmebehälter für Speisen, Thermosflaschen, Taschenlampen, handgearbeitete Gebetsketten, kleine und große Romeiros-Säckchen, Socken, Schals/Ponchos, Wanderstäbe sowie Wanderschuhe. Zudem tragen die Pilger während der Fastenzeit ein kleines blaues Band an ihren Ponchos, das von Papst Franziskus gesegnet wurde.


Auch an unserem Fenster ziehen sie vorbei:

Also, während der Fastenzeit muss man hier im Straßenverkehr besonders aufpassen: denn viele Strecken der Pilger führen an kurvigen und unübersichtlichen Landstraßen entlang. Und darauf wird man bereits bei der Ankunft in Ponta Delgada aufmerksam gemacht 😉

Fernsehmonat Februar

Ein kurzer Monat, aber dennoch ziemlich viel gesehen:

Serien:
Bonn – alte Freunde, neue Feinde (ARD) 👍🏻
Die sechsteilige Miniserie ist ein auf historischen Fakten beruhendes Spionage- und Familiendrama. 1954 gerät die 20-jährige Fremdsprachenexpertin Toni zwischen die Fronten der beiden rivalisierenden deutschen Geheimdienstorganisationen. Ihre Loyalität wird auf die Probe gestellt, als sie auf die dunklen Geheimnisse ihrer eigenen Familie stößt sowie auf das kriegsbedingte Trauma des Mannes, den sie liebt. Diese Serie ist ein eindrückliches Portrait der selten thematisierten gesehene Epoche zwischen Naziregime und Kaltem Krieg und einer zutiefst zerrissenen und traumatisierten Nation.
Fazit: Etwas langatmig, aber durchaus sehenswert.

Madoff: The Monster of Wall Street (Netflix) 👍🏻
Gut erzählte Dokuserie über den größten Finanzbetrug der US-amerikanischen Geschichte.
Fazit: Absolut sehenswert!

The Tourist (ZDF, HBO Max)  🆗
Thrillerserie um einen zunächst namenlosen Mann (Jamie Dornan), der sich nach einem Autounfall im Outback an nichts mehr erinnern kann – auch nicht, weshalb er von einem Killer verfolgt wird. Mithilfe der Polizistin Helen versucht er die Geheimnisse seiner Identität entschlüsseln.
Fazit: Etwas vorhersehbar, dennoch unterhaltsam.

Slow Horses, Season 2 (Apple TV+)👍🏻
In „Slow Horses“ leitet der herrlich verlotterte und brilliante Jackson Lamb (Gary Oldman) in London das „Slough House“, eine Unterabteilung (Abstellgleis?) des Geheimdienstes MI 5, in die wenig brauchbare oder nutzlose Agenten strafversetzt werden – die dann spöttisch als „Slow Horses“ bezeichnet werden. Dennoch darf man diese Crew von „Versagern“ absolut nicht unterschätzen.
Fazit: Wunderbare Spionageserie mit einer hochkarätigen Besetzung

Cunk on Earth (Netflix) 😂🫣 👍🏻
Britische Mockumentary, die uns mal wieder beweist, wie dämlich wir eigentlich sind. Die fiktive Journalistin Philomena Cunk (Diane Morgan) versucht, das Geheimnis der menschlichen Zivilisation zu lüften und die größten Errungenschaften der Menschheit zu entdecken. Sie trifft sich mit (echten) Wissenschaftlerinnen und Historikerinnen, die ihr bei dieser Aufgabe helfen. Mit der Allgemeinbildung eines Kleinkindes erklärt sie uns die Entstehung der Welt, die Geheimnisse der Raumfahrt sowie den Unterschied zwischen den Beatles und den Rolling Stones.
Fazit: herrlich britischer Humor. Unbedingt im Original anschauen.

Shrinking (Apple TV+) 👍🏻
In dieser überspitzten Dramedy-Serie geht es um den um seine verstorbene Ehefrau trauernden Psychotherapueten Jimmy, der mit etwas unkonventionellen Methoden seine Trauer bewältigen und sein Leben wieder in den Griff kriegen will. Die Serie ist eine klassische Screwball-Komödie: es wird viel geredet und weitgehend haben die pointenreiche Dialoge mehr Gewicht als eine komplexe Charakterzeichnung.
Fazit: Sehr unterhaltsam. Unbedingt im Original anschauen.

Filme:
Aloners (2021) 👍🏻
In Hong Sung-euns subtilem Spielfilmdebüt überdenkt eine einsame Frau ihre isolierte Existenz, nachdem ihr Nachbar allein in seiner Wohnung gestorben ist.
Ein langsamer Film, der uns sehr feinfühlig den Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein nahebringt.

Das Vorspiel (The Audition, 2019) 👍🏻
Hier geht es um eine Geigenlehrerin Anna (Nina Hoss), die privat und beruflich extrem unter Druck steht, als sie mit einem neuen Schüler zu arbeiten beginnt. Anna entfernt sich immer mehr von ihrem Ehemann, ihrem eigenen Sohn und sogar von ihrem Liebhaber. Als eine wichtige Zwischenprüfung vor der Tür steht, eskaliert die Situation. 
Fazit: Ich empfand Nina Hoss als eine sehr stille, in sich gekehrte Frau und gleichzeitig als eine unglaublich laut tickende Zeitbombe, die sich keinerlei Emotionen und Leidenschaft zugesteht, diese aber von all den ihr nah stehenden Menschen einfordert. Trotz der ständigen Beklemmung, die dieser Film in mir auslöste, habe ich diesen Film sehr gemocht.

All That Breathes (2022) 👍🏻
Der Dokumentarfilm über die Geschichte der Brüder Saud und Nadeem in Neu-Delhi verwebt der Film die Lebensaufgabe der beiden Männer als Retter der Schwarzmilane, deren Population durch die Schadstoffbelastung und städtische Gefahren beständig bedroht ist mit Betrachtungen zur politischen Situation von Minderheiten.
Fazit: Dokumentarfilm ohne Pathos. Absolut sehenswert.

Causeway (2022) 👍🏻
Die US-Soldatin Lynsey (Jennifer Lawrence) erlitt während ihres Einsatzes in Afghanistan eine traumatische Hirnverletzung, die sie zwingt, nach Hause zurückzukehren. Nach der Reha versucht die junge Frau in ihrer Heimatstadt New Orleans bei ihrer Mutter Gloria wieder ins Leben zurückzufinden, während sie insgeheim auf ihre Rückkehr in die Armee hofft. Nach einer Autopanne trifft sie auf auf den ebenfalls seelisch verletztem Automechaniker James (Brian Tyree Henry) – es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft.
Fazit: Sehr langsames, schon fast auf das Nötigste reduziertes PTSD-Drama. Auch wenn der Film von der Presse gerade ein wenig verrissen wird, so hat er mir doch sehr gut gefallen. Nicht nur wegen der fantastischen Performance von Jennigfer Lawrence und Brian Tyree Henry, sondern weil der Film völlig kitschfrei ist und auf Zuspitzungen sowie auf die in Hollywood so geliebten überlebensgroßen Versöhnungsszenarien verzichtet. Es geht schlicht und ergreifend einfach nur um Traumabewältigung, Freundschaft und um ein Wiederankommen.

Sharper (2022) 😐
Die Gangster Madeline (Julianne Moore), Max (Sebastian Stan) und Sandra (Briana Middleton) haben es auf das Vermögen des reichen New Yorker Geschäftsmanns Richard Hobbes (John Lithgow) und seines Sohnes Tom (Justin Smith) abgesehen. Doch obwohl die Gauner den perfekten Plan haben, kommen ihnen schon bald romantische Gefühle und Eifersucht in die Quere und bald ist nicht mehr klar, wer hier eigentlich Betrüger und wer Opfer ist.
Fazit: Mittelmäßiger, sehr konstruierter High-Society-Kritik-Thriller, der vielversprechend anfängt und dann schnell stark nachlässt.