Wenn einer eine Reise tut …

Lange Anreise: am 19. Februar stiegen wir um 12 Uhr mittags in den BoltBus, welcher uns von Bellingham über die Grenze nach Vancouver Downtown brachte. Von dort ging es mit der S-Bahn weiter zum Flughafen Vancouver. Unser Flug von Vancouver nach Auckland, Neuseeland brauchte knappe 14 Stunden und nach einem 3-einhalb stündigen Aufenthalt in Auckland ging es weiter nach Melbourne, Australien – weitere 3-einhalb Stunden Flug. Ankunft in Melbourne um 8:30 morgens, Februar 21, 2018. Den 20. Februar haben wir durch unsere Fliegerei über die Datumsgrenze also komplett verpasst.

Wir wohnen hier in einem kuschligen kleinen Zimmer im Stadtteil Fitzroy. Wie unsere Vermieterin Ramona erklärte, gäbe es in Melbourne keine großartigen Sehenswürdigkeiten. Wir sollten die verschiedenen Stadtteile einfach zu Fuss und mit der Tram erkunden. Am besten mit möglichst vielen Kaffeepausen in den zahlreichen Cafes 🙂 Das dürfte bei uns beiden Kaffeetanten also wirklich kein Problem sein!

Auch wenn wir nach unserer Ankunft wirklich sehr müde sind, so können wir uns doch nicht mittags schon schlafen legen – also schnell geduscht, frische Klamotten angezogen und die Nachbarschaft erkunden. Fitzroy gefällt uns. Alte Architektur trifft gnadenlos auf neue Wohnblöcke. Man sieht viel Backstein und auch viel Wellblech. Fitzroy scheint jung und trendig zu sein. Viele Pubs, Cafes und Boutiquen (auch eine Menge veganer Klamottenläden). Zu unserer großen Freude entdecken wir einen veganen Supermarkt, bei dem wir uns gleich eine Sonnencreme gönnen. Denn auch wenn es (bei dennoch fast 30 Grad) sehr bewölkt ist, so darf man die australische Sonne nicht unterschätzen. Der vegane Supermarkt führt lustigerweise hauptsächlich Produkte aus Deutschland und Nordamerika – insofern kamen uns einige Dinge doch sehr bekannt vor. Wie uns der freundliche Mann hinter der Kasse erklärte, sei Veganismus in Australien seit einigen Jahren auf dem Vormarsch. Da es aber noch wenige einige im Land produzierte Produkte gäbe, würde man den Großteil aus Europa und Nordamerika importieren, was sich bis jetzt leider auch im Preis widerspiegeln würde. Uns egal – solange keine Tiere bei der Herstellung leiden oder ihr Leben lassen mussten. Und wir können schon jetzt sagen, dass wir mit der veganen Sonnencreme sehr happy sind. Denn im Vergleich zu herkömmlichen Cremes klebt diese nicht und brennt auch nicht, sollte sie einem mit etwas Schweiß vermischt mal ins Auge laufen. Super!

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Auch wenn wir an unserem ersten Tag auf der anderen Seite der Weltkugel bereits um 19 Uhr todmüde ins Bett fielen, so gefällt uns Melbourne auf den ersten Blick sehr. Wir erkunden weiter und werden berichten.

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Sundance 2018

Dies war mein 8. Sundance Jahr. Und ich glaube, in noch keinem Jahr zuvor habe ich so viele gute Filme gesehen wie dieses Jahr. Natürlich würde ich mir wünschen, dass auch Ihr diese Filme bald im Kino oder über einen Streaming Service (Amazon, Netflix etc.) anschauen könnt. Also, legen wir mal wieder mit der alljährlichen Auflistung los – wie immer mit einer Kurzbeschreibung und dem Trailer (falls vorhanden):

1. What They Had

Fantastisches Erstlingswerk Elizabeth Chomko. Die Story dreht sich um ein Geschwisterpaar (Hilary Swank & Michael Shannon), welches sich – gemeinsam mit dem Vater (wie immer fantastisch: Robert Forster) – um die Zukunft der Alzheimer-erkrankten Mutter (Blythe Danner) sorgt.
(Voraussichtlicher Erscheinungstermin: 16. März 2017)
Fazit: Unbedingt anschauen

2. Butterflies
Drei entfremdete Geschwister machen sich gemeinsam auf dem Weg in das Dorf ihres  verstorbenen Vaters, um ihm dort die letzte Ehre zu erweisen. Dies wird nicht nur eine Reise zu dem Vater, sondern auch eine Reise zu sich selbst.
Dies war für mich persönlich einer der schwächsten Filme des diesjährigen Festivals. Umso erstaunter war ich, als ich erfuhr, dass „Butterflies“ den Grand Jury Prize gewann.
Fazit: Zeitverschwendung!

3. And Breathe Normally (orig. Andið eðlilega)
Fantastischer Film der Isländerin Isold Uggadottir:
Das Leben zweier Frauen kreuzt sich aufgrund unvorhergesehener Umstände. Zwischen der überforderten isländischen Mutter Lare und der asylsuchenden Adja aus Guinea-Bissau entsteht ungewollt eine zarte Verbindung, während beide Frauen strategisch versuchen, ihr Leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken.
Fazit: Absolut sehenswert!

4. Damsel 
Neben „Butterflies“ war leider auch „Damsel“ eine absolute Enttäuschung. Die Story spielt im Wilden Westen. Der Geschäftsmann Samuel (Robert Pattinson) begibt sich auf die Suche nach seiner vermeintlich entführten Verlobten (Mia Wasikowska). Doch die Suche entwickelt sich zu einem Fiasko. Der Film ist absoluter Quatsch und verliert spätestens nach dem Ableben Samuels jegliches humoristische Element.
Fazit: Au weia!

5. Burden 
Klu Klux Klansman, Mike Burden, eröffnet mit seinem Klan das KKK-Museum in Laurens, South Carolina. Als Mike sich in eine alleinerziehende Mutter verliebt, verlässt er aufgrund ihres Einflusses den Klu Klux Klan. Aber so leicht, lassen diese keines ihrer Mitglieder gehen. Der ortsansässige afroamerikanische Referend Kennedy kommt zur Hilfe.
Director Andrew Heckler arbeitete seit 1996 an der Umsetzung dieser wahren Geschichte. Ein  beeindruckender Film, der uns wieder mal eine Spiegel vor Augen hält, dass man Hass nicht mit Hass, sondern nur mit Liebe bekämpfen kann.
Fazit: Unbedingt anschauen!!
Noch mehr Infos: Andrew Heckler über „Burden“

6. Puzzle 
Agnes wird von ihrer Familie als selbstverständlich gesehen. Mitweilen sogar übersehen. Sie entwickelt eine Leidenschaft für Puzzles – welche unvorhergesehen eine neue Welt für sie öffnet. Ihr Leben gerät aus den Bahnen und auf einmal bieten sich ihr ungeahnte Möglichkeiten.
Wunderbar, charmante Familiengeschichte mit der bezaubernden Kelly Macdonald!
Fazit: Großartig! Unbedingt anschauen!

7. I Think We’re Alone Now
Post-Apokalyptisches Drama. In einer Kleinstadt gibt es nur einen Überlebenden der Apokalypse. Bibliothekar Del scheint sich mit der neuen Situation in der neuen, einsamen Welt gut zurechtzufinden. Bis auf einmal Grace vor ihm steht …. und er sein Leben und seine Ansichten neu überdenken muss.
Fazit: Unbedingt anschauen
Noch mehr Infos: Ellen Fanning & Peter Dinklage über „I Think We’re Alone Now“

8. The Catcher Was a Spy
Dieser Film beruht auf wahren Begebenheiten: Eigentlich spielt Moe Berg in der Major League Baseball, doch nachdem die USA nach dem Angriff auf Pearl Harbor in den Zweiten Weltkrieg einsteigen, beginnt er ein Doppelleben zu führen. Er soll für das Office of Strategic Services, den Nachrichtendienst des Kriegsministeriums der Vereinigten Staaten, verschiedene Aufträge erledigen. Samuel Goudsmit hat die Insiderinformation erhalten, dass sein ehemaliger Kollege Werner Heisenberg, der 1932 den Nobelpreis für die bahnbrechende Quantenphysik erhielt, jetzt für die Versuche der Nazis verantwortlich ist, eine Atombombe zu bauen, wie die USA im Rahmen ihres Manhattan-Projekts. Die Agenten werden erst nach Italien und dann in die Schweiz geschmuggelt, wo sie versuchen herauszufinden, ob Heisenberg in der Nähe dieses Ziels ist.
Unterhaltsamer, kurzweiliger Film. Für meinen Geschmack jedoch zu poliert und etwas fade.
Fazit: anschauen, wenn gerade nichts anderes zu tun ist

9. The Kindergarden Teacher
Remake des gleichnamigen israelischen Films aus dem Jahr 1995. Kindergärtnerin Lisa (Maggie Gyllenhaal) entdeckt, dass einer ihrer 5-jährigen Schützlinge eine besondere Gabe hat. Er ist ein begabter Poet! Gegen den Widerstand der Eltern versucht sie, dieses Talent zu bewahren und zu fördern. Mit dramatischen Folgen.
Eine bewegende Geschichte.
Fazit: sehenswert.

10. Un Traductor
Dieses Drama  beruht auf wahren Begebenheiten und spielt in Havanna/Kuba im Jahre 1989. Ein Professor für Russische Literatur an der Universität in Havana wird von seinem üblichen Job abgezogen und soll zukünftig nun im örtlichen Krankenhaus als Übersetzer für russische krebskranke Kinder der Chernobyl-Katastrope (welche zur medizinischen Behandlung nach Kuba geschickt wurden) fungieren. Emotionale Grenzen, Umgang mit Krankheit und Tod und Familiendrama. Der Film bietet all dies auf eine sehr ruhige und einfühlsame Art. Der Film wurde von den beiden Söhnen des „Traductors“ Rodrigo und  Sebastián Barriuso basierend auf den Erinnerungen der Eltern produziert!
Fazit: Absolut sehenswert
Und hier endlich mal ein Filmausschnitt

11. Lizzie
Psychothriller, basierend auf den berüchtigten Morden der Familie Borden im Jahre 1892. Ich persönlich war mit dieser Geschichte nicht vertraut – hier in USA scheint sie jedoch jedes Kind zu kennen. Deswegen hier eine kurze Zusammenfassung:
Lizzie Borden war eine US-Amerikanerin, die des Mordes an ihrem Vater und ihrer Stiefmutter verdächtigt und danach freigesprochen wurde. Die Umstände der Verhandlung und der Urteilsspruch erweckten große mediale Aufmerksamkeit. Der tatsächliche Tathergang ist bis heute nicht vollständig geklärt. Zum Zeitpunkt des Mordes waren nur das Dienstmädchen Bridget Sullivan und Lizzie Borden auf dem Anwesen. Sullivan gab bei der Polizei an, dass sie zum Tatzeitpunkt in ihrem Zimmer geschlafen habe, weil sie sich unwohl fühlte. Auch schien sie keinen Grund gehabt zu haben, ihre Arbeitgeber zu ermorden. Lizzie Borden, damals 32 Jahre alt und unverheiratet, hatte hingegen ein Motiv, und ihre Aussagen waren zum Teil widersprüchlich. Sie gab an, zum Todeszeitpunkt ihrer Stiefmutter im Erdgeschoss gewesen zu sein und nichts Außergewöhnliches gehört zu haben. Als ihr Vater getötet wurde, war sie laut ihren Angaben in der Scheune der Familie Borden. Ihr zweites Alibi konnte jedoch von der Polizei widerlegt werden. Man stellte fest, dass die Scheune sehr staubig war und jeder, der sie betrat, Spuren hinterlassen haben müsste. Außer den Spuren der Polizeibeamten, die die Scheune untersuchten, waren jedoch keine weiteren zu finden.
Fazit: hier scheiden sich die Geister. Ich fand den Film sehr langweilig. Hingegen fanden meine Sundance-Kumpels den Film absolut super! Also, am besten selbst anschauen und eine Meinung bilden 🙂
Chloe Sevigny über Lizzie Borden 

12. Kusama – Infinity
Dokumentation über die japanische Künstlerin Yayoi Kusama. Kusama ist eine der bedeutendsten japanischen Künstlerinnen der Nachkriegszeit. Die Doku zeigt sehr anschaulich, auf welche Schwierigkeiten Kusama in der von Männern beherrschten Kunstszene stieß und wie sich schlussendlich spät im Leben doch noch die  Anerkennung fand, die sie so sehr verdient.
Tolle Doku – egal, ob man mit Kusamas Leben und Wirken schon vertraut war oder nicht!
Fazit: Absolut sehenswert
Einen Trailer habe ich leider nicht gefunden. Dafür dieses schöne Video, das einem Yayoi Kusama selbst und ihre Kunst ein wenig näherbringt.

13. Don’t Worry He Won’t Get Too Far On Foot
Eine Produktion der Amazon Studios. Gus Van Sants Film basiert auf der Autobiografie des Zeichners John Callahan. John Callahan hat ein Talent für schlüpfrige Witze und ein Alkoholproblem. Durch einen Autounfall landet er im Rollstuhl, dennoch findet er Schönheit und Komik in der Absurdität dieser menschlichen Erfahrung. Joaquin Phoenix und Jonah Hill überzeugen in ihren Rollen. Dennoch hat mich der Film recht unberührt gelassen.

Der Film feierte am 19. Januar 2018 im Rahmen des Sundance Film Festivals seine Premiere. Im Februar 2018 soll Van Sants Regiearbeit im Wettbewerb der 68. Berlinale gezeigt werden.

Fazit: Da von Amazon produziert, kann man diesen Film sicherlich bald streamen. Gefühlte 20 Minuten zu lang, aber okay, wenn man nichts anderes zu tun hat.
Und hier der Trailer!

14. Wildlife
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Richard Ford und gleichzeitig das Regiedebüt von Paul Dano. Worum geht’s? Der 14-jährige Joe Brinson zieht 1960 mit seiner Familie nach Great Falls in Montana, wo sie sich ein besseres Leben versprechen und ein einfaches Backsteinhaus bewohnen. Sein Vater Jerry arbeitet auf einem Golfplatz, wird aber schnell gefeuert, weil er unangemessen freundlich zu den Kunden war, und wird zu einem selbstmitleidigen Alkoholiker. Joe muss nicht nur seinen Vater auf der Couch sitzen sehen, auch bei dem ehelichen Zusammenbruch seiner Eltern muss er zusehen. Als Jerry plötzlich verkündet, dass er sich wie die meisten anderen Männern in Great Falls zu den nahegelegenen Bergen begeben will, wo ein riesiger Waldbrand wütet, dessen Rauch sich langsam in der Stadt niederlässt, ist sein Frau Jeanette enttäuscht. Arbeitslose erhalten einen Dollar pro Stunde, wenn sie helfen gegen das Feuer zu kämpfen, und Jerry hüpft auf einen Lastwagen und lässt Jeanette und Joe allein zurück, ohne zu wissen, ob er jemals zurückkehren wird. Fortan spricht sie mit ihrem Sohn in einer Weise über ihre Sorgen und Gefühle, die, obwohl Joe für sein Alter recht reif ist, nichts für einen 14-Jährigen sind. Jeanette nimmt einen Teilzeitjob als Schwimmlehrerin für den alten, wohlhabenden Warren Miller an, dem Autohändler der Stadt. Miller ist geschieden, und Jeanette nimmt seine Einladung zum Abendessen an und schleppt Joe mit sich. Jeanette braucht jemanden, der für sie sorgt, und redet sich ein, sich zu Miller hingezogen zu fühlen. Joe muss mitansehen, wie seine Mutter mit ihm eine Beziehung beginnt.
Fazit: 
* unglaublich langweilig
* Der Zuschauer erhält keinerlei Erklärungen, weshalb die Protagonisten so handeln. Es fehlt jegliche Charakterentwicklung und -tiefe
* Schade, Paul Dano!

15. A Polar Year (Une année polaire)
Eine mit Drehbuchvorlage präsentierte Dokumentation über den jungen, dänischen Lehrer Anders, der sich ein ein abgelegenes 80-Seelen-Dorf nach Grönland versetzen lässt. Doch schon kurz nach seiner Ankunft, merkt er, dass er in dieser eng miteinander verbundenen Inuit-Gemeinde nur schwer Anschluss finden wird. Ungeschickt – aber dennoch spielerisch – versucht Anders sich auf das dortige Leben einzulassen, seine eurozentrischen Vorurteile und Annahmen abzuschütteln und die verschneite Lebensweise annehmen.
Fazit: Super! Absolut sehenswert! Regt zum Nachdenken über eigene Wertvorstellungen an!
Hier der Trailer!

16. Hearts Beat Loud
Nettes musikalisches Drama mit Nick Offerman, Kiersey Clemons und Toni Collette. Der musikbegeisterte Plattenladenbesitzer Frank und seine Tochter Sam schreiben und produzieren einige Songs, bevor Sam die Familie verlässt und sich auf den Weg ins College macht. Der Film wurde wohl von Sony gekauft und ist sicherlich bald zu sehen.
Fazit: Nett. Unterhaltsam. Besonders gefallen haben mir die Szenen, in denen Frank und Sam zusammen an ihren Songs arbeiten.

17. The Sentence (Das Urteil)
Dokumentation: Cindy Shank, Mutter von drei Kindern, verbüßt ​​wegen ihrer Beziehung zu einem mit Drogen handelnden Mann eine 15-jährige Haftstrafe im Bundesgefängnis. Cindy war nie selbst in irgendwelche kriminelle Machenschaften verwickelt. Sie hatte lediglich eine Beziehung mit diesem Mann. Der Drogendealer wurde ermordet und Cindy 6 Jahre später wegen „Verschwörung“ zu 15 Jahren Haft verurteilt. Inzwischen ist Cindy jedoch verheiratet und hat drei kleine Kinder …
Dieses intime Porträt, das von Cindys Bruder im Laufe der letzten 10 Jahren per Videokamera aufgenommen wurde (eigentlich wollte dieser nur vereinzelte Videoaufnahmen für die im Gefängnis einsitzende Schwester machen. Damit diese sehen kann, wie ihre Mädchen aufwachsen), berührt und führt einem die Schwachstellen des amerikanischen Rechtssystems und deren verheerende Konsequenzen vor Augen. Die Doku wurde von HBO gekauft und ist sicherlich bald zu sehen.
Fazit: Taschentücher bereithalten!

Sonntags im Wald …

Es geht doch nichts über sonntägliche Spaziergänge – selbst  wenn es bereits am ersten November-Wochenende (für meinen Geschmack viel zu früh) geschneit hat. Heute hat es im Laufe des  Tages zwar glücklicherweise getaut, dennoch war es bitterkalt! Umso besser (und lustiger) wenn man diese Spaziergänge mit zwei neuen Freunden und deren zwei Hunden machen kann. Unsere Freunde wohnen neben stillgelegten Bahngleisen und so bot sich ein Spaziergang entlang der Gleise an. Vor allem, wenn der Weg am Ende eines netten Wasserfalls endet. Aber seht selbst …

 

Halloween in Bellingham

Alle Jahre wieder: Halloween-Party bei unseren Freunden M&M. Und wie immer fehlte es nicht an guter Laune und innovativen Kostümen:

[Auf dem Schild der trauernden Freiheitsstatue steht: „Give me your tired, your poor, your huddled masses yearning to breathe free … I lift my lamp beside the golden door!“ CLOSED TILL FURTHER NOTICE. Eine Erklärung zu der Bedeutung/Interpreation des Schildes findet Ihr hier]

Aber nicht nur wir haben einen riesigen Spaß an Halloween. Die Einwohner von Bellingham – von Einheimischen auch gerne liebevoll „Bellinghamster“ genannt – LIEBEN Halloween. Nicht nur die privaten Parties, sondern vor allem die öffentlichen Veranstaltungen. So findet jedes Jahr am 31. November neben dem „Trick or Treat“ für die Kinder (Einsammeln von Süßigkeiten) das sog. „Thrillingham“ statt. Und wie bei fest jeder öffentlichen Veranstaltung kann man sich auch hier wieder mal die Seele aus dem Leib tanzen. Für „Thrillingham“ studieren einige Tanzbegeisterte 4 Wochen vor Halloween einmal wöchentlich zusammen (mitmachen kann jeder) die Choreografie des Zombie-Tanzes aus Michael Jacksons berühmten Video „Thriller“ ein. Der Tanz wird auf den Stufen des Amphiteaters in Martime Heritage Park in Bellingham aufgeführt. Meine Videoaufnahmen sind leider nicht so super geworden. Deswegen poste ich jetzt hier mal ein Video von 2012, welches dem aufgeführten Spektakel mehr als gerecht wird …

Anschließend wird das Parkett für eine weitere Stunde (bis 22 Uhr) für die tanzbegeisterten Bellinghamster freigegeben. Hier tanzen jung und und alt zusammen und es war eine super Stimmung! In diesem Sinne: Happy Halloween!

Betrachtungsweisen: Amsterdam-Bild (IKEA & Wirklichkeit)

Ich weiß nicht, ob IKEA dieses (gerahmte) Bild auch in Deutschland verkauft, aber hier in USA vertickt der schwedische Möbelgigant diesen Wandbehang mit einer Szene aus Amsterdam, was mich immer wieder zum Schmunzeln bringt. Es zeigt eine Szene in schwarz-weiß, ein an ein Brückengeländer gelehntes rotes Fahrrad (der einzige Farbklecks in diesem Bild), im Hintergrund den Kanal. Im Grunde ein nettes Bild. Wenn da NICHT der rechts neben dem Fahrrad zum Anschlag vollgestopfte Mülleimer wäre. Und wurde dem Sattel nicht auch noch eine Plastiktüte übergestülpt? Wer will sich denn sowas in die Wohnung hängen? 🙂

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IKEA-Bild, Szenen aus Amsterdam

Aber wie wir kürzlich selbst mit eigenen Augen sehen konnten, hat IKEA nicht übertrieben. Es ist fast unmöglich, ein pittoreskes Bild von einem Fahrrad auf einer Brücke über einen Amsterdamer Kanal zu schießen, ohne einen überfüllten Mülleimer im Bild zu haben!

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Amsterdam, eigenes Bild, 2017

 

Spaziergang durch das Stimpson Family Nature Reserve in Bellingham, WA

Circa 5 Minuten von uns entfernt befindet sich das „Stimpson Family Nature Reserve“. Es handelt sich hierbei um ein 140 Hektar großes Gebiet mit einer unglaublich beeindruckenden Flora (& Fauna) – bestehend aus bis zu 400 Jahre alten Douglas-Fichten, Unmengen an Farnen, blühenden Feuchtbiotopen und zwei kleinen Teichen. Hier fühlen sich Bieber, Rehe und andere, kleine Säugetiere sehr wohl. Sogar Berglöwen wurden schon gesichtet. Es gibt mehrere Wanderwege: einen längeren Rundgang von ungefähr 6km und einen kürzeren Weg rund um einen der beiden Teiche, mit ca. 3km. Hier sind Hunde und Fahrräder verboten – vielleicht ist es im Stimpson Family Nature Reserve auch deswegen so herrlich ruhig. Aber seht selbst:

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Lions Mane Mushroom (= Löwenmähnen-Pilz, aka Igel-Stachelbart (Hericium erinaceus))

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Autsch – wie stachelig! Igelkraftwurz (Oplopanax horridus)
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​Und zu Hause werden wir nach unserem Spaziergang von drei faul im Garten rumliegenden und wiederkäuenden Rehen empfangen 🙂
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Dog Days of Summer – hier dreht sich alles um den Hund

Wie vielleicht einige von Euch wissen, arbeite ich seit gut einem Jahr ehrenamtlich für das hiesige Tierheim, was sich hier am Ort „Whatcom Humane Society (WHS)“ schimpft. Die Whatcom Humane Society (WHS) führt nicht nur das sich am Ort befindende Tierheim, wo Katzen, Hunde und Kleintiere vermittelt werden – nein, des Weiteren gibt es ein „Wildlife Center“, wo wir kranke, verletzte und von Müttern verlassene/verstoßene heimische Tiere (wie z.B. Rehe, Hirsche, Waschbären, Eulen/Uhus etc.) aufnehmen sowie einen Bauernhof, auf dem wir uns um abgegebene Pferde, Schweine, Kühe, Enten/Hühner etc. kümmern und uns um deren Vermittlung kümmern.

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Aber ich schweife ab, denn eigentlich wollte ich ja vom diesjährigen „Dog Days of Summer“-Festival erzählen:
Jedes Jahr veranstaltet die Whatcom Humane Society dieses Familienfest für alle Hundeliebhaber. Dann wird das Softballfeld am Lake Padden Park in Bellingham für einen Tag in einen riesigen Spielplatz für Hunde (und ihre Besitzer) verwandelt. Der Spaß beginnt bereits frühmorgens, indem wir erstmal alles zum Lake Padden karren und richtig viele Stände/Stationen mit Aktivitäten für die Hunde aufbauen.

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Der Laster wird mit allen nötigen Utensilien beladen
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Richtige Milimeter-Arbeit!

Also, was für Aktivitäten werden am „Dog Days of Summer“angeboten? Die Veranstaltung beginnt früh: Bereits um 10 Uhr morgens stehen die ersten stolzen Hundebesitzer mit ihren vierbeinigen Freunden am Softballfeld und läuten den „Dog Days of Summer“ mit einem 5km-Lauf um den Lake Padden ein.

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Andere Aktivitäten sind z.B. der „Hound Hill“. Dabei handelt es sich um einen riesigen Berg aufgeschüttete Erde, in der wir Hundekuchen und andere Leckereien verstecken. Hier können die Hunde sich so richtig schön austoben und nach den Leckerlis buddeln.

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Der „Hound Hill“ wird aufgeschüttet
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Hier wird fleißig nach Leckerlis gegraben

Beim „Paw-Casso“-Stand können die Hunde ihre Pfoten in Farbeimer tauchen und lustige Abdrücke auf Papier hinterlassen (welche dann selbstverständlich dem stolzen Hundebesitzer mit nach Hause gegeben werden).

DSC03091.jpgDann gibt’s einige mit Wasser und Bällen gefüllte Planschbecken, in denen nach Herzenlust gebadet werden kann.

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Neben den vielen Ständen der Whatcom Humane Society gibt es noch andere (unterstützende) Aussteller, wie z.B. einige örtliche Hundeschulen, Pflegefamilien-Vereine (die immer auf der Suche nach neuen Pflegefamilien für Hunde/Katzen/Kleintieren sind) usw. usw.

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Tails-A-Wagging = eine der örtlichen Hundeschulen
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Noah = Hunde-& Katzenvermittlung. Bietet u.a. für einkommensschwache Familien auch kostenloses Sterilisieren und Kastrieren der Tiere an.

Die ganze Veranstaltung „Dog Days of Summer“ wird größtenteils von ehrenamtlichen Mitarbeitern organisiert, begleitet, geleitet, auf- und abgebaut. Das ganze Event ist kostenlos, aber natürlich freut sich WHS über Spenden. Roland und ich wurden dieses Jahr zum Dienst als „Preisrichter“ (Judges) für die stündlich stattfindenden Wettbewerbe eingeteilt.

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Insgesamt gibt es 6 Wettbewerbe:
* Bester Schwanzwedler?
* Bester Heuler?
* Was mein Hund alles isst? (hier werden dem Hund vom Hundekuchen bis zum frischen Spinat insgesamt 6 „Leckerlis“ vorgelegt. Wer wirklich alles frisst, hat gewonnen)
* Kostümwettbewerb

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Little Chiquita Banana

* Wer „küsst“ unsere Animal Control Officers am Besten?

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Animal Control Officer Paul wird herzlich geknutscht
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Unsere Animal Control Officer Alicia schaut etwas skeptisch

* Erdnussbutter-Fress-Wettbewerb (welcher Hund kann am schnellsten einen Klecks Erdnussbutter auffressen)

DSC03221here's what you have to do to be a contender in the PB eating contest

Das war ein Spaß!

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Roland überreicht der stolzen Gewinnerin (und dem wenig beeindruckten Hund) einen Preis

Der „Dog Days of Summer“ endet nachmittags um 4. Dann ist man aber auch wirklich platt. Die Vorbereitung und Planung, die Durchführung und auch das Abbauen ist wirklich eine Hunde-Arbeit. Aber wir hatten sehr, sehr viel Spaß und das Tierheim hat eine schöne Summe an Spenden eingenommen. Wir machen nächstes Jahr auf jeden Fall wieder mit!

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Rooftop Cinema – Kino auf dem Dach der Parkgarage

Das hiesige kleine Programmkino veranstaltet im Sommer ca. 5 Kinovorstellungen auf dem Dach des Parkhauses in der Innenstadt von Bellingham. Meist handelt es sich um Konzertfilme oder beliebte Klassiker, die zum Singen einladen, wie „O Brother, Where Art Thou?“, „Rocky Horror Picture Show“ etc.

Der Eintritt ist kostenlos, aber natürlich spendet jeder ein bissl was für das Pickford Theatre. Auf das Dach der Parkgarage werden Lautsprecher, allerhand technische Gerätschaften, und eine Leinwand aufgebaut. Natürlich wird auch für das leibliche Wohl mit einem kleinen Biergarten und diversen Würstelbuden und alkoholischen Getränken gesorgt. Das Pickford stellt einige Klappstühle zur Verfügung, aber die meisten Leute bringen ihre Stühle und Decken (könnte frisch werden) selbst mit.

Gestern abend spielte „Stop Making Sense“, der Film der Band „Talking Heads“ aus dem Jahre 1984.  Es war ein lauer Sommerabend und kurz nach Sonnenuntergang begann die Vorstellung. Und typisch Bellingham: nach ca. 10 Minuten tanzte die Hälfte des Publikums zu den legendären Songs der Talking Heads!

Aussicht auf die Bellingham Bay vom Rooftop
Ambitionierte Tänzer

Royal Blood in Vancouver

Da wir im Rahmen des Besuches von Rolis Eltern eh in Vancouver waren, verbanden wir dies gleich mit einem Konzertbesuch meiner geliebten Band Royal Blood. Super! Das Konzert fand in dem relativ kleinen Commodore Ballroom statt & hat einfach nur Spaß gemacht! Was freu ich mich, dass „Royal Blood“ demnächst die Vorgruppe von Guns’n Roses sein wird, die wir in knapp 2 Wochen sehen werden.

Roller Derby – mit den Bellingham Roller Betties

Bellingham Roller Betties

„Roller Derby“ ist eine Sportart auf Rollschuhen – hauptsächlich von Frauen in den USA ausgeübt. Beim Roller Derby fahren die berollschuhten Damen jedoch nicht nur um die Wette im Kreis, sondern hier geht es richtig zur Sache. Die Regeln scheinen kompliziert, sind aber eigentlich schnell erklärt: Gespielt bzw. gefahren wird auf einem Oval (Track), gegen den Uhrzeigersinn. Ein Spiel (Bout) besteht aus zwei Halbzeiten à 30 Minuten. Es treten 2 Mannschaften gegeneinander an. Von je 14 Mitglieder sind jeweils 5 auf der Bahn. Davon ist eine Spielerin die Punktemacherin, der sog. „Jammer“ (engl. to jam = stören). Sie muss innerhalb von 2 Minuten die Gegnerinnen so oft wie möglich überrunden. Für jede überholte Gegnerin erhält sie einen Punkt. Die restlichen Spielerinnen rollen langsam bis mittelschnell und versuchen den gegnerischen „Jammer“ aufzuhalten oder ihrem eigenen „Jammer“ zu helfen. Legaler Körperkontakt begrenzt sich auf die Hüften, Schultern und den Vorderkörper. Zu illegalen Manövern gehören: Festhalten, Schübe mit den Ellenbogen, Bein stellen und in den Rücken fahren.

Ich kenne das Roller Derby bisher nur aus dem Film „Whip It!“ (auf deutsch „Roller Girl“) Der Film ist recht unterhaltsam und durchaus zu empfehlen:

Umso erfreuter war ich zu erfahren, dass Bellingham ein eigenes Roller Derby-Team hat – die Bellingham Roller Betties. Und so haben wir uns an einem Sonntag abend ein solches Derby in der Turnhalle des Community Colleges in Bham angeschaut! Sehr unterhaltsam – vor allem, weil die Damen sich auch recht lustig für Ihre Auftritte schminken und anziehen. Dennoch ist das Roller Derby nichts für schwache Nerven. Hier wird geschubst, gezwickt, festgehalten und alle paar Sekunden fliegt eine Dame mit hohem Karacho auf die Nase bzw. meistens auf die Knie. Und ich bin mir sicher: das war nicht das letzte Roller Derby, das ich mir angeschaut habe.

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Hier geht’s zur Sache …