
Ein kurzer Monat, aber dennoch ziemlich viel gesehen:
Serien:
– Bonn – alte Freunde, neue Feinde (ARD) 👍🏻
Die sechsteilige Miniserie ist ein auf historischen Fakten beruhendes Spionage- und Familiendrama. 1954 gerät die 20-jährige Fremdsprachenexpertin Toni zwischen die Fronten der beiden rivalisierenden deutschen Geheimdienstorganisationen. Ihre Loyalität wird auf die Probe gestellt, als sie auf die dunklen Geheimnisse ihrer eigenen Familie stößt sowie auf das kriegsbedingte Trauma des Mannes, den sie liebt. Diese Serie ist ein eindrückliches Portrait der selten thematisierten gesehene Epoche zwischen Naziregime und Kaltem Krieg und einer zutiefst zerrissenen und traumatisierten Nation.
Fazit: Etwas langatmig, aber durchaus sehenswert.
– Madoff: The Monster of Wall Street (Netflix) 👍🏻
Gut erzählte Dokuserie über den größten Finanzbetrug der US-amerikanischen Geschichte.
Fazit: Absolut sehenswert!
– The Tourist (ZDF, HBO Max) 🆗
Thrillerserie um einen zunächst namenlosen Mann (Jamie Dornan), der sich nach einem Autounfall im Outback an nichts mehr erinnern kann – auch nicht, weshalb er von einem Killer verfolgt wird. Mithilfe der Polizistin Helen versucht er die Geheimnisse seiner Identität entschlüsseln.
Fazit: Etwas vorhersehbar, dennoch unterhaltsam.
– Slow Horses, Season 2 (Apple TV+)👍🏻
In „Slow Horses“ leitet der herrlich verlotterte und brilliante Jackson Lamb (Gary Oldman) in London das „Slough House“, eine Unterabteilung (Abstellgleis?) des Geheimdienstes MI 5, in die wenig brauchbare oder nutzlose Agenten strafversetzt werden – die dann spöttisch als „Slow Horses“ bezeichnet werden. Dennoch darf man diese Crew von „Versagern“ absolut nicht unterschätzen.
Fazit: Wunderbare Spionageserie mit einer hochkarätigen Besetzung
– Cunk on Earth (Netflix) 😂🫣 👍🏻
Britische Mockumentary, die uns mal wieder beweist, wie dämlich wir eigentlich sind. Die fiktive Journalistin Philomena Cunk (Diane Morgan) versucht, das Geheimnis der menschlichen Zivilisation zu lüften und die größten Errungenschaften der Menschheit zu entdecken. Sie trifft sich mit (echten) Wissenschaftlerinnen und Historikerinnen, die ihr bei dieser Aufgabe helfen. Mit der Allgemeinbildung eines Kleinkindes erklärt sie uns die Entstehung der Welt, die Geheimnisse der Raumfahrt sowie den Unterschied zwischen den Beatles und den Rolling Stones.
Fazit: herrlich britischer Humor. Unbedingt im Original anschauen.
– Shrinking (Apple TV+) 👍🏻
In dieser überspitzten Dramedy-Serie geht es um den um seine verstorbene Ehefrau trauernden Psychotherapueten Jimmy, der mit etwas unkonventionellen Methoden seine Trauer bewältigen und sein Leben wieder in den Griff kriegen will. Die Serie ist eine klassische Screwball-Komödie: es wird viel geredet und weitgehend haben die pointenreiche Dialoge mehr Gewicht als eine komplexe Charakterzeichnung.
Fazit: Sehr unterhaltsam. Unbedingt im Original anschauen.
Filme:
– Aloners (2021) 👍🏻
In Hong Sung-euns subtilem Spielfilmdebüt überdenkt eine einsame Frau ihre isolierte Existenz, nachdem ihr Nachbar allein in seiner Wohnung gestorben ist.
Ein langsamer Film, der uns sehr feinfühlig den Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein nahebringt.
– Das Vorspiel (The Audition, 2019) 👍🏻
Hier geht es um eine Geigenlehrerin Anna (Nina Hoss), die privat und beruflich extrem unter Druck steht, als sie mit einem neuen Schüler zu arbeiten beginnt. Anna entfernt sich immer mehr von ihrem Ehemann, ihrem eigenen Sohn und sogar von ihrem Liebhaber. Als eine wichtige Zwischenprüfung vor der Tür steht, eskaliert die Situation.
Fazit: Ich empfand Nina Hoss als eine sehr stille, in sich gekehrte Frau und gleichzeitig als eine unglaublich laut tickende Zeitbombe, die sich keinerlei Emotionen und Leidenschaft zugesteht, diese aber von all den ihr nah stehenden Menschen einfordert. Trotz der ständigen Beklemmung, die dieser Film in mir auslöste, habe ich diesen Film sehr gemocht.
– All That Breathes (2022) 👍🏻
Der Dokumentarfilm über die Geschichte der Brüder Saud und Nadeem in Neu-Delhi verwebt der Film die Lebensaufgabe der beiden Männer als Retter der Schwarzmilane, deren Population durch die Schadstoffbelastung und städtische Gefahren beständig bedroht ist mit Betrachtungen zur politischen Situation von Minderheiten.
Fazit: Dokumentarfilm ohne Pathos. Absolut sehenswert.
– Causeway (2022) 👍🏻
Die US-Soldatin Lynsey (Jennifer Lawrence) erlitt während ihres Einsatzes in Afghanistan eine traumatische Hirnverletzung, die sie zwingt, nach Hause zurückzukehren. Nach der Reha versucht die junge Frau in ihrer Heimatstadt New Orleans bei ihrer Mutter Gloria wieder ins Leben zurückzufinden, während sie insgeheim auf ihre Rückkehr in die Armee hofft. Nach einer Autopanne trifft sie auf auf den ebenfalls seelisch verletztem Automechaniker James (Brian Tyree Henry) – es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft.
Fazit: Sehr langsames, schon fast auf das Nötigste reduziertes PTSD-Drama. Auch wenn der Film von der Presse gerade ein wenig verrissen wird, so hat er mir doch sehr gut gefallen. Nicht nur wegen der fantastischen Performance von Jennigfer Lawrence und Brian Tyree Henry, sondern weil der Film völlig kitschfrei ist und auf Zuspitzungen sowie auf die in Hollywood so geliebten überlebensgroßen Versöhnungsszenarien verzichtet. Es geht schlicht und ergreifend einfach nur um Traumabewältigung, Freundschaft und um ein Wiederankommen.
– Sharper (2022) 😐
Die Gangster Madeline (Julianne Moore), Max (Sebastian Stan) und Sandra (Briana Middleton) haben es auf das Vermögen des reichen New Yorker Geschäftsmanns Richard Hobbes (John Lithgow) und seines Sohnes Tom (Justin Smith) abgesehen. Doch obwohl die Gauner den perfekten Plan haben, kommen ihnen schon bald romantische Gefühle und Eifersucht in die Quere und bald ist nicht mehr klar, wer hier eigentlich Betrüger und wer Opfer ist.
Fazit: Mittelmäßiger, sehr konstruierter High-Society-Kritik-Thriller, der vielversprechend anfängt und dann schnell stark nachlässt.